2019 war ich auf einem Yogafestival. Und ich freute mich so sehr, dass eine Kakaozeremonie angeboten wurde. Gleich meldete ich mich an. Sie fand in einem Zirkuszelt statt.
Als ich an dem Abend das Zelt betrat, waren schon sehr viele Menschen da, das Zelt war voll. Ich setzte mich in freudiger Erwartung in den Kreis. Die Zeremonie wurde von einer l,ateinamerikanischen Schamanin auf Englisch geleitet. Ich verstehe kaum die Sprache und so ließ ich mich ganz auf das Fühlen und Wahrnehmen ein.
Es kam der Moment, da wurde der Kakao eingeschenkt. Und ich genoss ihn Schluck für Schluck, immer in mich hinein spürend. Alles in mir wurde ganz sanft und mein Herz öffnete sich sehr weit. Ich gab mich ganz dieser Erfahrung hin.
Ganz plötzlich erfasste mich jedoch eine große Unruhe. Ein starker Wind kam auf. Ich hatte das Dachzelt von meinem kleinen Wohnmobil offen. Und so schlüpfte ich aus dem Zirkuszelt um rasch zum Fahrzeug zu gehen und es zu schließen. Ich bekam Angst, dass es Schaden nehmen wird, denn der Wind kam plötzlich und sehr heftig. Normalerweise würde ich nicht einfach so eine Zeremonie verlassen. Aber der Ruf, zum Auto zu gehen, war zu stark.
In wenigen Minuten war alles erledigt und ich kam zurück zum Zirkuszelt.
Was ich sah, glaubte ich nicht – es war leer. Keiner mehr da. Wo waren all die viele Menschen hin?
Da hörte ich etwas, es war ja dunkel. Am Rande der Zeltwand hockte eine Frau. Ich fragte sie, was passier sei. Sie meinte, wir mussten alle sofort das Zelt verlassen, als dieser starke Wind aufkam. Man hatte Angst, das Zelt stürzt ein. Sie hatte jedoch ihre Brille vergessen und ist kurz vor mir noch einmal zum Zelt zurückgekehrt um sie zu suchen. Gemeinsam fanden wir die Brille, ich hatte eine Taschenlampe dabei.
Etwas verwirrt, lief ich zum Auto zurück und bemerkte, dass der Wind aufgehört hatte. Was war geschehen?
Die Nacht wurde ganz fürchterlich für mich. Ich fühlte mich weit geöffnet vom Kakao. Eigentlich ein wunderbarer, offener Zustand.
Jedoch dröhnte von der Veranstaltungsbühne des Festivals die ganze Nacht laute, elektronische Musik. Viele Menschen tanzten ausgelassen und hatte ihren Spaß. Ich konnte ihre Freude nicht teilen. Die laute Musik verursachte höllische Schmerzen in meinem Gehirn. Wegfahren, das war mir nicht möglich, ich stand inmitten der anderen Autos und Zelte und es gab kein entfliehen… ich war dem ausgeliefert.
Am nächsten Morgen kam ich ins Gespräch mit ein paar Frauen. Diejenigen, welche auch in der Kakaozeremonie waren, litten in der Nacht so wie ich auch. Auch sie empfanden in dem geöffneten Zustand die Musik als Qual.
Später ging ich in Meditation und ich reiste zum Geist des Kakao. Ich brauchte Klarheit.
Seine Antwort war: Ich habe euch den Wind geschickt, bevor ihr euch noch mehr öffnet. Ich habe damit das Ritual abgebrochen. Der Raum war dafür nicht geschützt. So etwas ist nicht für Großveranstaltungen geeignet, wo parallel gefeiert wird.
Wir sollten diese Erfahrung jedoch machen, um die Dimensionen und die Wirkung vom Ritualkakao zu erfahren. Und um sensibler zu werden, für die Wirkung von Ritualen und Substanzen.
Ein paar Jahre später nahm ich an einem geschützten Ritual teil, in welchem die Leiterin sehr achtsam war. Und ich erlebte einen sanften und heilsamen Prozess, der noch vier Tage nachklang.
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